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Beolab 4000, Fehler: Schaltet zeitweise oder dauerhaft nicht ein – die wirkliche Lösung

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peka
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Bronze Member
peka Posted: Wed, Dec 2 2015 9:34 PM

Hallo in die B&O Runde mit Lautsprecherproblemen,

zunächst nochmal kurz zum Fehlerbild: Eine oder auch beide Lautsprecher schalten zeitweise oder auch dauerhaft nicht von Stand By (rote LED) auf Betrieb ein (grüne LED). Manchmal funktionieren der oder die Lautsprecher aber nach einigen Versuchen des Einschaltens wieder.

Und jetzt noch ein paar Worte zu mir selbst: In früheren Jahren war ich als ausgebildeter Radio- und Fernsehtechniker unterwegs und habe auch B&O Komponenten repariert, deshalb war es mir auch vergönnt einige viele Schulungen bei B&O zu besuchen. Soviel vorneweg, ich habe mich jetzt in diesem Forum angemeldet um B&O-Nutzern und Liebhabern zu helfen und nicht um mich wichtig zu machen.

Kommen wir nun zur Vorgehensweise um die oder den Lautsprecher wieder zum laufen zu bekommen ohne irreparable Schäden zu verursachen. Das wichtigste bei Reparaturen an B&O Komponenten dürfte wohl sein zu wissen wie die Gerätschaft zerlegt wird. Das gestaltet sich vielfach schwierig, auch bei den Beolab 4000 ist das zunächst nicht so einfach wegen eines sehr stark haftenden Klebebandes. Im Indernetz findet man(n) Einträge man müsse das Gehäuse zerstören und die Aluplatte des Gehäuses nach der Reparatur ersetzen – mit Verlaub, das ist Blödsinn.

Im Netz findet man kostenfrei die Downloadmöglichkeit des Original Service-Manual der Beolab 4000. Darin findet man dann genau beschrieben wie das Gehäuse zerlegt wird (englisch) und natürlich findet der Techniker auch Schaltpläne und Platinenpläne. Ich weise jetzt mal darauf hin, dass ich in der Tat diese Unterlagen benötigt habe um einen von mir selbst eingebauten Fehler zu finden und zu beseitigen aber zunächst mal die Reihenfolge nach.

Von der Wandhalterung nehmen (sofern vorhanden): Immer von der linken Seite, man sieht einen kleinen roten Punkt, darauf mit einem kleinen Schraubendreher drücken und die Verriegelung öffnet und man kann den Lautsprecher aus der Halterung nehmen.

Zerlegen: Auf den Rücken legen. Die Stoffbespannung nach oben/seitlich schieben und abnehmen. Nun die drei Schrauben (Torx T10) welche die vordere Aluplatte des Gehäuses halten rausschrauben. Jetzt wird’s knifflig: An einer später nicht sichtbaren Stelle (also an einer Stelle die die Stoffbespannung noch abdeckt) mit einem Schraubendreher die Platte hochhebeln. Im Prinzip steckt die Platte etwa 2cm von der Außenkante in einer Nut und man muss die Platte mit „Schmackes“ nur hochdrücken, irgendwann fällt sie raus :-) Das Problem: Ein wirklich sehr starkes Klebeband hält die Platte fest. Aber nicht verzagen, mit einem Schraubendreher vorsichtig unter die Platte und einfach hochdrücken, mit einem anderen Schraubendreher vielleicht auch an anderen „Nicht sichtbaren Stellen“ hochdrücken und die Platte wird sich lösen – versprochen. Ich betone die „Nicht sichtbaren Stellen“ weil ein Schraubendreher auch mal abrutschen kann und wenn man an „später nicht sichtbaren Bereichen“ bleibt macht das weiter nichts (Kratzer u.ä.)

Wenn die Aluplatte schließlich ab ist hat man(n)/frau eine der beiden größten Herausforderungen geschafft (ja da kommt noch was :-) Im nächsten Schritt werden alle Schrauben an den Kanten des Gehäuses gelöst (also explizit nicht die Schrauben der beiden Lautsprechereinheiten!). Nun steht dem Öffnen des Gehäuses nicht mehr im Wege.

Öffnen: Den Beolab wieder „normal“ hinstellen und vorsichtig das Vorderteil lösen. Die beiden Lautsprecher sind mit Kabelschuhen angeschlossen. Drei dieser Stecker haben eine Verriegelung die man beim abziehen lösen muss (einfach mit einem kleinen Schraubendreher die Lasche im Stecker reindrücken und der Steckschuh löst sich. Wenn man soweit vorgedrungen ist erlebt man nun das schon auf vielen Indernetz-Seiten beschriebene klebrige Erwachen. Der Isolierschaumstoff dieses Lautsprechers hat sich altersbedingt stark verändert und droht bei Berührungen zu zerbröseln. Das ganze ist wirklich eine sehr klebrige und unangenehme Angelegenheit, am besten man entfernt mit Gummihandschuhen alles an Schaumstoff was man findet. Viel Spaß dabei :-) Für mich ist dieser Schaumstoff einer der wenigen B&O Komponenten der nach einem Alterungsprozess wirklich minderwertig ist – vielleicht liest hier jemand mit der mich aufklärt ob das in der Serie jemals geändert wurde und/oder ob B&O da an einen dubiosen Zulieferer geraten ist. Was ich an dieser Stelle auch sagen muss: Ich selbst habe bei meinen Lautsprechern diesen Schaumstoff ersatzlos entsorgt, ob dies nun Auswirkungen auf das Klangverhalten oder gar auf Zulassungen hat (Stichwort VDE usw.) entzieht sich derzeit meiner Kenntnis – vielleicht liest jemand mit der hier für Aufklärung sorgen kann. Ich jedenfalls habe keinerlei Klangverluste/Änderungen nach der Reparatur feststellen können. Puh Glück gehabt.....

Vorbereiten der Reparatur: Man kann die beide Lautsprechereinheiten abklemmen und den Beolab an sich trotzdem in Betrieb nehmen (Achtung: Die Steckerverbinder unbedingt mit Band abkleben und dadurch gegen Kurzschluss sichern!). Das was uns interessiert, nämlich das Klacken des Relais und das umschalten der LED von rot auf grün funktioniert auch so, halt ohne Ton. Für manch einen stellt sich jetzt die Frage wie schließe ich den Beolab provisorisch an das B&O Audiosystem an wenn die Powerlink-Kabel fest in der Wand liegen? Nun da führt kein Weg dran vorbei (oder man stellt die „Ein“-Schaltspannung über PIN4 der Powerlink-Buchse mittels eines Netzteils her), irgendwoher muss man sich Anschlusskabel besorgen. Vielleicht leiht der B&O Freudliche solch ein Kabel übers Wochenende mal aus? Naja OK, so freundlich dürften die meisten Freundlichen halt doch nicht sein........

Wer bis hierhin kommt und den Lautsprecher auch anschließen kann, der kann jetzt weiter „reparieren“. Aber Obacht: Jetzt kommt die zweite „Herausforderung“ - das Löten von SMD Bauteilen. SMD Bauteile sind die ganz kleinen Elektronikbauteile auf der Platine und wer noch nie gelötet hat bzw. noch nie SMD gelötet hat und nicht mindestens eine geregelte Lötstation sein Eigen nennt – ja der darf an dieser Stelle zwar weiterlesen aber bitte nicht weiter „schrauben“ sondern vielleicht diesen Beitrag ausdrucken und einem Kumpel mit entsprechenden Kenntnissen/Erfahrungen in die Hand drücken. Der ernste Hinweis: Ein Ungeübter wird den Beolab ev. unreparabel zerstören!

Die eigentliche Reparatur und die Fehlerursache: Zunächst nochmal ein Ausflug zu den verschiedensten Hinweisen im Indernetz. Einmal wird auf eine amerikanische Seite verlinkt auf der ein abgebrannter Netztrafo des Beolab 4000 zu sehen ist. Ich möchte ja nicht ausschließen das dieser Trafo auch bei europäischen Modellen mit 220V Netzspannung ausfallen kann aber so wie das dargestellt wird (verbrannt!) hat die Wicklung geschmort, der Trafo dürfte ohne Funktion sein und eine der Sicherungen dürfte ausgelöst haben. Wenn dies der Fall ist hat der Beolab überhaupt keine Funktion und Anzeige mehr, nach meiner Erfahrung sterben Netztrafos die an 220V betrieben meist an der Primärwicklung (Unterbrechung) und die Chance die Funktion mit dem Austausch des Trafos wieder hinzubekommen ist doch relativ groß. Und nun zum ABER: Das US-Modell wird mit 110V Netzspannung betrieben, es entstehen also höhere Ströme und das dürfte auch der Grund für das „abrauchen“ des Trafos bei US-Modellen sein. Der vielfach „zeitweise auftretende Fehler“ den auch ich hatte, also manchmal grüne LED und manchmal rote LED und/oder das Relais klackert – ja der hat mit dem beschriebenen Ausfall des Trafos überhaupt nichts zu tun!

Die Fehlerursache wird wohl NICHT auf der „kleinen“ Platine zu finden sein (also die mit dem Trafo). Hier könnten ev. Kondensatoren ausfallen, insbesondere Elkos altern ja und verlieren Kapazität. Es käme aber nur der C3 (100uf) in Betracht, dieser Elko dient als Glättungselko für die 23V Versorgung des Relais. Bei mir war er allerdings Okay. Der C4 (Koppelkondensator 1uf) könnte auch ausfallen, dann allerdings dürfte keine der beiden Halbwellen mehr durchkommen und somit der Beolab auch „tot“ sein, also keine LED Anzeige mehr haben. Warum schreibe ich das so „technisch“? Ich möchte einfach nur meine These begründen warum unsere „europäischen“ Modelle einen anderen Grund für die Fehlfunktion haben.

Ich habe bei meinen Recherchen im Netz eine sehr ausführliche Anleitung gefunden bei der jemand genau beschreibt welche SMD-Transistoren er erneuert hat und alle waren nicht defekt, hier kam der Techniker zum Schluss der R96 (22K) wäre hochohmig geworden. Nun ja, ich möchte dem Schreiber bestimmt nichts nachteiliges sagen aber....ich denke hier ist vielleicht beim löten etwas passiert (wie mir auch :-) aber das solch ein SMD-Widerstand ausfällt halte ich für sehr „unwahrscheinlich" aber natürlich möchte ich das auch nicht ausschließen, nichts ist unmöglich.

Ganz allgemein gilt für die Fehlereingrenzung auch und gerade wenn man(n) schauen möchte ob man(n) sich verrennt: Man kann das Relais mit dem oberen Anschluss (also wenn man von der Gehäusevorderseite draufschaut) mittels eines 100Ohm Widerstandes gegen Masse legen und das Relais wird schalten. Wenn's dann raucht weiß man zumindest wo was im Argen liegt :-) Nein im Ernst, bei dem vorliegenden Fehler „zeitweise kein Einschalten“ kann man so den Beolab zwangseinschalten. Im Prinzip kann man auch nur den TR122 von C nach E kurzschließen und hat den gleichen Effekt. Das kann für Meßzwecke dienlich sein.

Die wirkliche Fehlerursache: Es handelt sich um offene „kalte“ Lötstellen auf der rechten Seite der großen Platine (wenn man von vorne und über die kleine Platine schaut). Irgendwo zwischen TR93 und TR126 (das ist ein Teil der sehr komplex aufgebauten Schutzschaltung des Beolab) und allen angrenzenden SMD-Bauteilen (also der kpl. Bereich am Rand bis etwa zwei cm zur Innenseite der Platine). Ich habe „einfach“ diesen kpl. Bereich nachgelötet und danach sofort einen einwandfrei funktionierenden Beolab wieder zurück gehabt.

Allerdings habe ich mir einen Fehler selbst eingebaut und an einer Stelle zu lange gelötet, dadurch ist ein SMD-Widerstand „aufgeschwommen“ und die Verbindung war dahin. Wenn einem so etwas widerfährt braucht man Ruhe und ev. auch Fachkenntnisse. In meinem Fall war der zerstörte Widerstand optisch erstmal nicht zu erkennen, ich musste klassisch Messtechnik betreiben und letztlich den SMD-Widerstand durch einen „normalen“ Widerstand ersetzen (das geht in der Regel ganz gut, die größere Bauform muss halt entsprechend mit Band abisoliert werden damit nirgends ein Kurzschluss entsteht). Das hört sich jetzt für den Laien sehr technisch an, ich möchte es zwar nicht unnötig kompliziert machen aber immer wieder darauf hinweisen: Wer sich unsicher ist sollte die Finger von einem Reparaturversuch lassen!

Zum Abschluss stelle ich mal eine These auf warum es überhaupt zu diesem Ausfall kommt: Anfangs dachte ich der zerfallende Schaumstoff würde irgendwie kapazitiv wirken und die Schutzschaltung des Beolab deshalb verwirrt auslösen. Davon bin ich nun abgekommen. Vielmehr denke ich dieser Schaumstoff wirkt aggressiv auf die Lötstellen ein und bewirkt ein schnelleres Altern – aber das ist halt nur eine These ;-)

Ich hoffe wenigstens einigen wenigen B&O Nutzern und Fans geholfen zu haben, dann hätte sich die Tipperei doch gelohnt :-)

 

Beste Grüße

Peka

 

 

 

 

kallasr
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kallasr replied on Wed, Dec 2 2015 10:24 PM
Nicht alles gelesen, bin kein Techniker, aber gaaaanz großen Respekt vor Deiner Hilfestellung für die, die sich auskennen!!

Ralf

PS: Willkommen in diesem netten und hilfsbereiten Forum

Living Room: Beosystem 4, Beolab 7-2 (Center), Beolab 9 (Fronts), Beolab 8000 (Rears), no Subwoofer. Screen: Sony KD-85XH9096
Dining Room: Beosound Essence MK II with Beolab 4000 on stands, fed by Amazon Echo Show 8
Home Cinema: Beosystem 4, Beolab 7-4 (Center), Beolab 1 (Fronts), Beolab 4000 (Rears). Projector: Sony VPL-HW55
Home Office: Beosystem 3, Beolab 7-4, Beolab 5000, Screen: Sony KD-55XH9005 on Beovision 7-40 stand, ML to Beosound 9000 MK3 and Beosound 5/Beomaster 5 (1 TB SSD version)
Bedroom: Sony KD-65XH9077, Beosound Essence MK II with Beolab 6002 and Beolab 11 (all white, wall-mounted)

In storage: Beolab 5000/Beomaster 5000 (1960s). 

ProGram
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ProGram replied on Thu, Dec 3 2015 7:56 PM

Hallo,

genau das Gleiche hatte ich auch schon erlebt. Der Schaumstoff wirkt wohl wirklich korrosiv. Bei der 4000 Box, die ich hatte, war auch ein Widerstand hochohmig geworden, möglicherweise der gleiche. Zusätzlich war noch eine Leiterbahn angegriffen. Ein paar Tage später bekam ich dann eine BL 8000, bei der war "nur" eine Leiterbahn weg, und das Relais zog nicht mehr an. Ich wette, das war auch der Schaumstoff. 

Gruß

Chris

TWG
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TWG replied on Fri, Dec 4 2015 6:12 AM

Spitze!

VIelen Dank!

 

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