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Der einstige Wirecard-Chef Markus Braun schätzt vielleicht nicht immer das Wahre, zumindest aber das Gute, Schöne und Teure. Davon zeugt sein Ferienhaus in Kitzbühel. Das Chalet in Traumlage bietet Beobachtern zufolge „auf vier Etagen Luxus pur“. Braun sitzt nach dem Zusammenbruch seines Skandalunternehmens im Gefängnis, es geht jetzt um sein Privatvermögen, Gerichtsvollzieher wollen das Tiroler Domizil zu Geld machen. Ein Pfändungsprotokoll umfasst rund 70 bei einer Pfändung verwertbare Einzelpositionen. Zu ihnen gehören mehrere Fernseher der Marke Bang & Olufsen (B&O). Der Preis für einen einzigen ist mit 5500 Euro angesetzt – ziemlich genau das Zehnfache dessen, was ein durchschnittliches TV-Gerät in Deutschland heute kostet.
Ob Braun zu jener Sorte Kunden gehört, die B&O-Chef Kristian Teär anvisiert, wenn er von „ultra high net worth individuals“ spricht, ist ungewiss – zumal der Untersuchungshäftling kaum als Markenbotschafter taugt. Der gescheiterte Bang- &-Olufsen-Fan Braun kam Teärs Zielpublikums-Definition jedenfalls lange nahe: Die „Ultras“ sind für den Topmanager des dänischen Unterhaltungselektronikunternehmens etablierte und sehr reiche Menschen, die das Leben lieben – und natürlich ein gutes Abendessen und ein Glas Wein.
Es sind unter anderem solche Menschen, die Teär ansprechen will und muss – weil gerade ein Unternehmen aus der Luxusbranche ziemlich genau wissen sollte, wie seine Kundschaft tickt. Das umso mehr, als es in der jüngeren Vergangenheit geschäftlich alles andere als glatt lief. Der Umsatz brach ein, der Aktienkurs gleich mit, B&O verlor kräftig Geld. Für den Abwärtstrend lassen sich eine Reihe von Gründen anführen. Neben hausgemachten Vertriebs- und Marketingproblemen spielen auch technologische Umbrüche eine Rolle. Viele Kunden nutzen im Streaming-Zeitalter lieber kleine und mobile Musiksysteme für unterwegs statt große HiFi-Anlagen im Wohnzimmer. Darauf haben die Dänen zwar auch reagiert, unter anderem mit neuen Bluetooth-Lautsprechern. Aber generell sei das Unternehmen nicht agil genug, klagten Kritiker in der Vergangenheit.
Diese Vergangenheit will Kristian Teär abstreifen und hinter sich lassen, zumindest die unerfreulichen Teile. Der Manager, der zuvor unter anderem für Logitech, Sony-Ericsson und Blackberry arbeitete, löste im Herbst 2019 seinen glücklosen Vorgänger Henrik Clausen ab. Im April diagnostizierte er in einem Gespräch mit der F.A.Z. den Abwärtstrend folgendermaßen: Man habe zu viele Dinge an zu vielen Stellen probiert. „In der Vergangenheit hatten wir keinen klaren Fokus und keine klare Strategie.“ Schließlich könne eine siebenköpfige Fußballmannschaft selbst mit Topspielern kaum gegen ein elfköpfiges schwächeres Team auftrumpfen.
Die Medizin des neuen Chefs: Sich auf weniger Länder konzentrieren, in denen man erfolgreich war und die Marke bekannt ist, und dort gut motivierte lokale Teams einsetzen; dazu gehört auch Deutschland. Die Kosten im Blick behalten, wie jedes andere Unternehmen auch. Die Möglichkeiten der digitalen Welt nutzen – mit Kundensupport via Internet oder virtuellen Anwendungen mit angereicherter Realität (AR). Damit lässt sich beispielsweise einfach prüfen, ob ein Bang-Gerät auch gut in die Villa passt.
Teärs Strategiedevise klingt nach Star Trek: Man wolle „dorthin, wo noch nie jemand gewesen ist“. Doch eigentlich bleibt der B&O-Chef damit bodenständig: „Wir haben die Tradition, die Marke und das Wissen.“ Die Dänen wollen die Nischen besetzen, die Apple oder Sony nicht anpeilen. Denn sie wissen: Die großen Konsumelektronikkonzerne müssen Hunderte Millionen Geräte produzieren, sie selbst sind schon mit 200 000 oder 500 000 Einheiten zufrieden. „Unser Platz ist zu klein für die Großen und zu kompliziert für die Kleinen, die nicht die Kompetenzen haben, über die wir verfügen“, bringt es Teär auf den Punkt.
Bang & Olufsen setzt dabei nicht nur auf sich selbst und die eigenen Produkte, sondern auch auf Zusammenarbeit mit einer Palette von Industriekunden. Die Audio-Technologie der Dänen findet sich in Autos und in Computern. Notebooks von HP sind damit ausgestattet und Limousinen von Audi. Weitere „Klang-Kooperationen“ mit Unternehmen könnten in Zukunft verkündet werden, heißt es.
Teärs Strategie scheint halbwegs aufzugehen. Man habe die erste Phase des Umschwungs geschafft und Bang & Olufsen sei wieder profitabel, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Im Geschäftsjahr 2020 stieg der Umsatz um 31 Prozent auf 2,63 Milliarden dänische Kronen (354 Millionen Euro), der Vorsteuergewinn (Ebit) erreichte 38 Millionen Kronen. Damit hat Teär sein Versprechen „Back to black“ erfüllt – selbst ohne Kunden wie Markus Braun.
Michael
BV 10-46, BS 9000 MK4 auf Standfuß 2065 / Ouverture / 1, BL 8000 (bass upgrade) / 6000 / 3500 / 2500 / 11, BV 7-32 mit BL 7-1 auf Motorstand, BV Avant 28, 7x Beo4, 3x EarSet 1 Home, Earphones A8, EarSet 2, 3x EarSet 3i, Form 2, BeoTime; Panasonic DMP-BD80 + Technisat Isio S1 STC + ATV2, Cabinets 4177, 2168 und 2187, Beoplay A1 & A2
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Hallo,
leider läßt sich der Artikel ohne ein MM-Abo nicht lesen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael:Hallo, leider läßt sich der Artikel ohne ein MM-Abo nicht lesen. Mit freundlichen Grüßen Michael
Schade, hätte auch gern diesen Artikel gelesen
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